54 Vogelarten leben auf dem Golfplatz
Waldkauz, Schleiereule, Eisvogel und Silberreiher fühlen sich wohl auf dem Golfplatz Schloss Myllendonk. Natur- und Umweltschutz sind in der Clubsatzung verankert. Eugen Viehof kümmert sich um Nistkästen und die Wasserqualität.
Der Turmfalke hat offenbar bereits entschieden, wo die nächste Brut schlüpfen soll. Unbeeindruckt von einigen Dohlen harrt er in luftiger Höhe vor dem Turmkasten am Schloss Myllendonk aus. Beim genauen Hinschauen lassen sich viele Behausungen von Brut- und Nistkästen bis zu Insekten- und Wildbienenhotels an den Mauern und im Grünen finden auf dem 52 Hektar großen Gelände des Golfclubs Schloss Myllendonk.
Unterschiedlichste Tiere finden hier Teiche und Gräben, Gebüsch- und Baumreihen sowie naturnahe Blühstreifen, aber auch Ruhe. „Wir haben den Anspruch, neben dem Sport etwas für die Natur zu tun. Messungen zeigen, dass der Golfplatz eine der ruhigsten Regionen in Korschenbroich ist“, erklärt Eugen Viehof die Anliegen des Clubs. Bis Ende des vergangenen Jahres war er stellvertretender Präsident des Golfclubs, in dessen Satzung Natur- und Umweltschutz verankert ist.
Beim Naturschutz kümmert sich Viehof vor allem um Nistkästen und die Wasserqualität in Gräben und Teichen. Unterstützt wird er dabei von Präsident Roger Brandts, Head Greenkeeper David Bartley und Clubmanager Ralf Robert Meier. Der deutsche Golfverband animiere die Clubs, sich zum Beispiel über Reduktion von Dünger, die Pflege von Gehölzen und Gewässern stärker für die Natur einzusetzen, sagt Viehof. Der Golfer ist stolz auf die Gold-Zertifizierung des Clubs, nachdem der Einsatz für Naturschutz zuvor mit Bronze und Silber bedacht wurde.
Für dieses Ziel wurde zum Beispiel die Biologische Station Krickenbeck beauftragt, auf dem Golfplatz lebende Brutvögel und Fledermäuse zu erfassen. Gezählt wurden insgesamt 54 Vogelarten, von denen 44 auf dem Gelände brüteten, das von neun weiteren Arten zur Nahrungsaufnahme beziehungsweise als Jagdrevier genutzt wurde.
Tatsächlich sind in der Stille viele Vogelstimmen zu hören, und Claus von Kannen kennt sie alle. Der Vogelexperte und seine Mitstreiter von der Vogelschutzgruppe Korschenbroich sind treue Gäste auf dem Golfplatz, um Nistkästen ideal zu hängen und zu pflegen. Sie wissen, dass der Steinkauz-Kasten immer belegt ist und wie viele Junge der Waldkauz im vergangenen Jahr aufgezogen hat. Für den Eisvogel steht ein erstaunlich groß wirkendes, auf seine Brutgewohnheiten abgestimmtes „Hotel“ bereit. „Der Eisvogel ist nicht scheu. Die Art ist nicht bedroht, doch sie wird seltener. Daher wollen wir sie hegen und pflegen“, erzählt Viehof.
Dafür wurden auch über 1000 Moderlieschen im Graben eingesetzt, da die Kleinstfische zur Nahrungskette des Eisvogels gehören. Wir haben hier drei Fledermausarten: den großen und kleinen Abendsegler, Wasserfledermaus und Zwergfledermaus“, zählt Viehof weitere Bewohner auf. Die Anregung der Biologischen Station, Artenspektrum und Anzahl der Fledermäuse durch ein erweitertes Nahrungsangebot und zusätzliche Tagesquartiere mit Versteckmöglichkeiten zu erweitern, wurde erfolgreich umgesetzt.
Aktuell steht der Golfclub in Kontakt mit der Biologischen Station Neuss. Nun soll der Fischbestand in den Grachten erfasst werden.
Gemeinsam mit der Familie hat er die Eugen Viehof Generationen Stiftung für Umwelt, Soziales und Kultur gegründet. Unter Projekten im Umkreis von 60 bis 100 Kilometern sollen auch die geplante Schlossbrückensanierung und Naturschutz gesponsert werden. Viehof betont, sehr besorgt zu sein über die Folgen der Klimaerwärmung. „Die Mauersegler bekommen ihre Jungen nicht durch, weil die Kästen so heiß sind, dass die Brut darin vertrocknet. Insekten brauchen Wasser. Die Klimaveränderungen haben dramatischen Einfluss auf Flora und Fauna“, zählt der Korschenbroicher betroffen auf.
Er ist auch Vorsitzender von „Clean-up MG“ und begrüßt, dass der Vereinsname um „Green-up“ ergänzt wurde, denn er will mehr junge Leute an den Naturschutz heranführen. Die Stiftung sei daher bereit, die Unterstützung der ehrenamtlich agierenden Vogelschutzgruppe bei anhaltendem Interesse als Mini-Job zu entlohnen. Dazu werden aktuell Gespräche mit der Stadt geführt.
Info
Alle Nistkästen auf Golfplatz digitalisiert
Pflanzen Heimische Pflanzen bieten hier lebenden Tierarten Lebensraum, sparen Unterhaltskosten, Wasser und Düngemittel.
Nistkästen Ein sicheres Zuhause für verschiedene Tierarten bieten Nistkästen, Insektenhotels und andere Unterschlupfmöglichkeiten in der Natur. Alle Nistkästen sind digitalisiert. Sie werden vor und nach der Brutzeit von Fachleuten kontrolliert.
Quelle: Rheinische Post 07.03.2023